Auf meiner Reise um die Welt verfolgte ich eigentlich den Plan, ein Jahr lang dem Sommer zu folgen. Ein Jahr lang westwärts, ein Jahr lang Flipflops, ein Jahr lang Abenteuer. Doch bald hatte ich erstmal genug vom Abenteuer…

  • In El Salvador sendete die Airline mein Gepäck nach Mexico
  • In Guatemala überlebte ich eine verrückte Höhlenexpedition
  • In Panama verlor ich einen Zahn beim Surfen
  • In Peru verlief ich mich in Machu Picchu beim Besteigen des Huayna Picchu und stürzte fast ab
  • In Bolivien ließ man mich auf knapp 5000 m Höhe am einsamsten Grenzposten der Welt einfach zurück

Daher beschloss ich, zukünftig ein wenig sicherer zu reisen und vor allen Dingen Herr über mein Schicksal zu bleiben. So flog ich weiter nach Neuseeland und kaufte mir für 70 Euro ein einfaches Stadtrad. Zehn Wochen fuhr ich daraufhin durchs Land der langen weißen Wolke.

Das gesamte Abenteuer habe ich in meinem Buch „Bonusland – Ein Mann, ein Rad, eine Sehnsucht“ (gibt’s überall im Buchhandel, zum Beispiel bei Amazon*) festgehalten. Es war eine „bewegende“ Reise, nicht nur, weil ich mit dem Fahrrad fuhr, sondern weil ich Orte fand und Menschen traf, die meine Sicht auf das Leben für immer veränderten. Hier zeige ich eine kurze Übersicht über meine Route und die Highlights meiner Reise!

Die Nordinsel

Hier seht ihr meine Route über die Nordinsel. Ausgangspunkt war die Kleinstadt Ngaruawahia, ca. 1h südlich von Auckland und 20 Minuten nördlich von Hamilton am Highway One gelegen. Hier ging ich mit 16 Jahren zur Schule und meine wunderbare Gastfamilie zögerte keine Sekunde, als ich fragte, ob ich zum Beginn meiner Reise für ein paar Tage bei ihnen unterkommen dürfte.

Ich hatte mir ein paar Wochen zuvor, als ich mich in Bolivien dazu entschied, Neuseeland mit dem Fahrrad zu bereisen, ein Paket von meinen Eltern aus Deutschland mit ein paar Radklamotten schicken lassen. Ein Fahrrad und alles weitere, was man zum Leben benötigt, kaufte ich mir gebraucht und innerhalb von vielleicht 5 Tagen in Neuseeland zusammen. Dann konnte es losgehen!

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Meine Route über die Nordinsel von Neuseeland mit dem Fahrrad. Ich startete in Ngaruawahia.

Proberunde über die Coromandel Halbinsel

Gleich am ersten Abend, als ich mein Zelt auf einer Campingwiese des Department of Conservation aufschlug, lud mich ein älterer Herr, der im Wohnwagen unterwegs war, ein, ihn in New Plymouth zu besuchen, sollte ich mit dem Fahrrrad dort vorbeikommen. Was für fantastisches ein Omen für meine Reise!

Auf der Coromandel Halbinsel musste ich feststellen, dass Neuseeland verdammt hügelig ist – und dass ich in den letzten drei Monten auf meiner Weltreise nicht allzuviel Sport getrieben hatte. 35kg wog mein Gepäck, und gleich beim ersten Berg musste ich schieben. Das musste ich ändern!

Weitere Highlights auf meiner Runde über die Halbinsel: Meine erste Nacht, in der ich im Wald wild campte, mein Besuch des Naturwunders Hot Water Beach, eine Nacht bei einem Milchbauern, der mich in die Landwirtschaft Neuseelands einführte, und eine Fahrt durch den heftigsten Regenguss meiner gesamten Weltreise mit einer wunderbaren Erlösung auf einem Campingplatz mit Thermalquellen.

Von Ngaruawahia bis New Plymouth

Zurück in Ngaruawahia tauschte ich mein Zelt gegen ein winziges, wesentlich leichteres aus. Außerdem sendete ich alles Gepäck, was ich nicht unbedingt benötigte, in mein Ziel nach Christchurch. So wog mein Rad auf einen Schlag 10kg weniger. Trotzdem brach eine Speiche, kaum, dass ich wieder aufgebrochen war. Dieses Problem sollte mich noch öfter treffen.

In der Region von Waitomo erforschte ich die weltberühmten Höhlensysteme auf eigene Faust links und rechts des Weges. Ich fuhr weiter an die Westküste, wo die Straße nur noch aus Schotter bestand. Dort hatte ich eine inspirierende Begegnung mit einem alten Bullenzüchter, der mir den Weg zu einem geheimen Strand zeigte.

Durch einen Tunnel, der mir wie der Eingang zu einem Bonuslevel in einem alten Videospiel erschien, erreichte ich die Küste. Ich hatte sie ganz für mich allein. Was für ein magischer Moment. Ich beschloss, auf dieser Reise möglichst viele Bonuslevel wie dieses zu finden.

Ein weiteres Highlight: In der Nacht, bevor ich New Plymouth erreichte, fand ich eine leerstehende Hütte, in der normalerweise Saisonarbeiter übernachteten. Ich entschied mich, darin zu schlafen – ein Fehler! Es war eine wilde Nacht!

Von New Plymouth über den verlorenen Highway zum Vulkanplateau

Was für eine Wohltat, nach einer Woche in der Wildnis wieder ein Dach über dem Kopf zu haben! Meine freundlichen Gastgeber, die ich am ersten Abend kennengelernt hatte, verwöhnten mich wie ihr eigenes Kind. Sie zeigten mir New Plymouth und den magischen Taranaki, den perfekten konischen Vulkan, der diesen Küstenabschnitt dominiert.

Anschließend fuhr ich über den „vergessenen Highway“, eine heute wenig benutzte Schotterstraße, hinauf bis aufs Hochplateau. Ich kam durch ein winziges Dorf, das es zu einer gewissen Berühmtheit brachte, indem es sich unabhängig von Neuseeland erklärte, weil seinen Einwohnern die neuen Distrikt-Gemarkungen missfielen.

Oben, in der Vulkanebene, versteckte ich mein Fahrrad erstmals im Gebüsch und wanderte mit miserabler Planung über den Tongariro-Vulkan – aufgrund meines chaotischen Zeitmanagements hatte ich den Krater völlig für mich alleine.

Außerdem: Hier oben waren die Nächte erstmals unter Null Grad kalt, und wildcampen neben einem Wasserfall ist nicht so romantisch, wie es sich anhört.

Vom Vulkanplateau bis Wellington

Hinter den Tongariro-Vulkan, auf der anderen Seite der Regenwälder, ist eine Wüste. Das wusste ich nicht, und Wasser hatte ich auch keines mehr. Im Abschnitt bis Palmerston North verfiel ich beinahe dem Wahnsinn, weil der Wind an meinem Fahrrad und meinen Nerven zerrte, ich mit toten Tieren sprach, und meine Motivation irgendwo in den Regenwäldern hängengeblieben war. Als dann wieder einen Speiche brach – bereits zum dritten Mal – lud ich das Gepäck auf meinen Rücken, fuhr 140 km am Stück und erreichte am Ende meiner Kräfte endlich Palmerston North.

Drei Tage benötigte ich, um meine Batterien wieder aufzuladen, dann ging es weiter bis Wellington. Ich fand Unterschlupf bei einem netten Mann, der ein Haus am Strand, einige Kilometer vor der Stadt besaß, und genoss die Gelegenheit, die Hauptstadt des Neuseelands inklusive dem fantastischen Nationalmuseum kennenzulernen.

Außerdem interessant: Was bedeutet der Ortsname von Paekakariki? Und wie funktioniert die Sprache der Maori überhaupt?

Die Südinsel

Hier siehst du meine Route auf der Südinsel. Ich beschloss, meinen Wahnsinn bei meinen letzten gebrochenen Speichen zurückzulassen – denn am Ende der Nordinsel ließ ich mir dickere Speichen aufziehen – und die Reise nun etwas entspannter anzugehen. Ob das wohl gutging?

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Meine Route über die Südinsel von Neuseeland mit dem Fahrrad

Von Picton bis Nelson

Die Überfahrt mit dem Interislander mit der Fahrt durch die Marlborough Sounds ist ein Highlight für sich. Außerdem – dachte ich – hätte ich einen Kiwi gesehen.

Ich traf auf weitere Radwanderer, doch nach wenigen Tagen beschloss ich, dass ich doch lieber in meinem eigenen Tempo reiste. Darum geht es doch schließlich auf so einer Reise – sein Tempo zu finden, ob in der Straße, oder im Leben an sich!

Der Abel Tasman Nationalpark und die Golden Bay

Die Schönheit des Abel Tasman Nationalparks überzeugte mich endlich, mein Fahrrad auch mal stehen zu lassen. Ich wanderte drei Tage durch dieses Paradies und als es mir endlich gelang, die Tage entspannt auf mich zukommen zu lassen, wurde ich promt auf einen Segeltrip eingeladen. Im Ziel hatte ich das Glück, von einem Ehepaar eingeladen zu werden, deren Veranda mit Whirlpool direkt am Ufer der Golden Bay lag. Wahnsinn!

Danach trampte ich ans Nordende der Südinsel, strandete zunächst in einer völlig falschen Ecke, fand dann zum Farewell Spit und verbrachte eine Nacht in den Dünen eines Strandes, wo Seehundjunge in Felsenpools badeten und außer ein paar Schafen keine Seele verweile. Ein Traum!

Außerdem interessant: Um sich selbst mir Schafen zu fotografieren, sollte man nicht nackt sein.

Zur Westküste bei den Pancake Rocks

Als ich weiterradelte, traf ich Zak, einen Ingenieur aus den USA. Er war für diesen Beruf geboren, das sah ich, als er mit leuchtenden Augen mein altes Fahrrad auf Vordermann brachte. Ich würde nach meiner Rückkehr eigentlich ebenfalls als Ingenieur arbeiten, doch im Vergleich zu Zak hatte ich wenig Lust drauf. Da stellte sich mir doch glatt die Frage, warum ich mir eigentlich so viel Zeit ließ, am Ende der Welt, und nicht langsam mal nach Hause zurückkehrte?

Wir fuhren ein paar Tage gemeinsam und trafen einen inspirierenden Mann, der sich in einem Flusstal ein Stück Land gekauft und darauf einen paradiesischen Garten eingerichtet hatte. Bis zur Erbauung eines Haus war er noch nicht gekommen, was ihn offenbar nicht weiter störte, denn ihm stand bereits der zweite Winter mehr oder weniger draußen bevor. Was für eine Begegnung!

Er gab uns den Tipp, wo wir in der Nähe der berühmten Pancake Rocks campen konnten, was sich jedoch als gewaltiges Abenteuer erwies. Eigentlich wollte ich doch die Kontrolle behalten und die Aufregung häppchenweise dosieren. Das ging immer wieder gehörig schief. Die Gegend dort war jedoch ein Traum!

Über die Westküste bis Lake Wanaka

Zak und ich fuhren noch ein Stückchen weiter zusammen, bis uns ein kauziger alter Mann einlud, bei ihm zu schlafen. Er lud uns auf einen Kanuausflug zu einem wunderschönen See im Hinterland ein!

Danach fuhr ich alleine weiter, an den berühmten Gletschern „Franz Josef und „Fox Glacier“ vorbei. Das Wetter war erstmals richtig mies, und meine Stimmung gleich mit. Ich konnte nicht mehr, fühlte mich ausgelaugt und verdrängte den Gedanken an die Zeit nach dieser Reise. Ich verdrängte den Gedanken an die Frage, was ich eigentlich mit meinem Leben anfangen wollte.

Vor lauter Erschöpfung wurde ich krank und hing drei Tage in meinem sarggroßen Zelt am im Herbst unverschämt schönen Lake Wanaka fest.

Nach Queenstown, über den Routeburn Trak und Fiordland

Als ich endlich wieder halbwegs gesund war, führte mich mein Weg über die Crown Range, die höchste aphaltierte Straße Neuseelands. Ich schlotterte nachts bei Temperaturen weit unter Null in meiner sommerlichen Kleidung – ich wollte ja schließlich ein Jahr lang der Sonne folgen – und stellte bei der Abfahrt fest, dass Kälte durchaus das Gummi von Bremsen beschädigen kann. Die Abfahrt mit meinem uralten Fahrrad wurde zum Höllenritt.

In Queenstown ließ ich mein Rad und einen großteil meines Gepäcks in einer Studenten-WG und trampte zum Beginn des Routeburn Traks. Mal wieder ohne Zeitplan und Reservierungen auf den Hütten überquerte ich die Südalpen in einem Tag, anstatt wie sonst üblich in drei. In der Nacht reichte das Licht meiner kleinen Solar-LED keine drei Meter weit, sodass ich einen Wasserfall zwar nicht sah, der neben den Weg donnerte – dafür aber spürte. Am nächsten Tag erwachte ich in einem Märchenwald, im sagenumwobenen Fiordland Nationalpark.

Über den Otago Rail Trail bis Nugget Point

Wieder auf dem Fahrrad, nutzte ich das alte, stillgelegte Schienennetz auf der Südinsel. Dort kann man nun, abseits der Straßen, wunderbar mit dem Fahrrad reisen. Für einen Tag traf wie wieder auf Zak, doch als er mit einem Platten zu kämpfen hat, verlieren wir uns erneut aus den Augen.

Mein nächstes Ziel war der äußerste Südosten Neuseelands, Nugget Point. Als ich ihn erreichte, hatte ich bereits fast 3000km auf dem Fahrrad zurückgelegt.

Hinter dem Leuchtturm lag nur noch die arktische See. Ca. 2500 Kilometer weiter beginnt der Eispanzer der Antarktis. Ich war also praktisch schon bis zum ewigen Eis und darüber hinaus geradelt. Da wurde ich nachdenklich. Wohin sollte es gehen mit diesem Leben?

Über Dunedin und Lake Pukaki bis Christchurch

Der schönste Ort der Welt liegt bei Dunedin, auf der Otago Halbinsel. Das beschloss ich, als ich in dieser wunderschönen Bucht mit ein paar Seelöwen frühstückte. Diese Bucht sollte es später auf das Cover meines Buches schaffen.

Ich reiste weiter über Oamaru, wo ich mit einem Pinguin zu Abend aß und der dummen Eingebung folge, in einer Samstagnacht im Stadtpark zu schlafen. Die Angst vom Anfang, in der Wildnis zu campen war inzwischen offenbar einem gewissen Grad an Blödheit gewichen.

Ich machte einen letzten Abstecher über Lake Pukaki im Herzen der Südinsel – in der Region von Mt. Cook – bis ich schließlich Christchurch erreiche. So emotional, wie das Ende meiner Reise für mich war, war die Begegnung mit den Einheimischen nach dem verheerenden Erdbeben. Die Schäden waren überall zu sehen, doch der Umgang der Einwohner damit eine Inspiration.

Eine Inspiration, die mir dabei half, mit der großen Frage umzugehen: Wie sollte es von hier aus weitergehen?

Fazit

Diese Radwanderung war viel mehr als eine Reise durch Neuseeland – sie war eine Reise zu mir selbst. Dadurch, dass ich mir jeden Meter mit der Kraft meiner Beiner erarbeitete, erlebte ich das Land so intensiv wie es anders gar nicht möglich gewesen wäre. Und die Menschen, die ich traf, änderten meine Sichtweise auf das Leben für immer.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich auf dieser magischen Reise ein weiteres Mal begleitest und herausfindest, wie Neuseeland am Ende zu meinem Bonusland wurde. „Bonusland – ein Mann, ein Rad, eine Sehnsucht“ gibt es nun online und in jeder gut sortieren Buchhandlung mit Reiseabteilung zu kaufen!

Schreibe mir gerne wie es dir gefallen hat, oder sag es gleich allen durch eine Rezension auf den üblichen Kanälen. Schau gerne mal in den Terminen nach, ob ich irgendwann in deiner Stadt bin, um über diese Reise zu berichten.
Ansonsten: Viel Spaß in meinem Bonusland!

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Mit dem Fahrrad durch Neuseeland – Meine Route durch mein Bonusland

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