Panama-Morro-Negrito-Surfen

Panama-Morro-Negrito-Surfen


Die meisten Surfer fahren in Panama direkt nach Santa Catalina. Doch an der Westküste derselben Halbinsel gibt es ein kleines Surfcamp, bei dem du ein paar wunderbare Wellen ganz für dich alleine hast. Wie es dazu kam, dass ich dort Weihnachten als Surfguide verbrachte, und wie man es fertig bekommt, beim Surfen einen Zahn zu verlieren, erfährst du in diesem Beitrag.

Am Anfang war das Wort. Mehrere. In digitaler Form. Irgendwie war diese Email in meinem Postfach gelandet: Der Besitzer eines Surfcamps suchte willige Hilfer für die Errichtung eines neuen Camps auf einer einsamen Insel vor der Südküste Panamas.

Keine Ahnung, wie diese Mail in mein Postfach gelangen konnte. Und ich hatte ebensowenig Ahnung von Handwerk. Aber ansonsten hatte ich voll Bock drauf, und außerdem konnte mir ein wenig Beständigkeit und ein geregelter Alltag nach 5 Wochen Dauerreisen durch El Salvador, Guatemala und Honduras nur guttun. Als bot ich ihm an, mit meinem zwei linken Händen zu helfen. Er sagte zu.

Toter Fisch oder ein fischiger Götz

Eine Woche später saß ich auf der Ladefläche eines Pick-ups und rumpelte über die Dschungelpiste von Quabrada de Piedra. Ich klammerte mich an einen riesigen Container voller Fischkadaver, der mir den besten Platz direkt am Führerhaus streitig machte, im verzweifelten Versuch, die Stöße ein wenig abzufedern. Es war längst dunkel, denn seit ich an der Panamericana aus den Bus verlassen hatte, waren Stunden vergangen. Also hatte ich nach dem einzigen Strohhalm gegriffen, der sich mir geboten hatte, und teilte meinen Sitz mit ein paar hundert toten Fischen.

Auf in ein neues Abenteuer! Abertausende Glühwürmchen leuchten mir den Weg. Und irgendwie riecht es nach Fisch.

In einem albernen Versuch, mein Gepäck unter Kontrolle zu behalten und dennoch etwas von der Umgebung zu erkennen, linste ich über die Pritsche. Und rieb verwundert meine Augen. Wenige Meter von der Straße entfernt funkelten weiße Punkte im Dschungel. Als wir eine Lichtung überquerten, wirkte es plötzlich, als sei der Himmel auf den Kopf gestellt worden. Tausende und abertausende Sterne leuchteten in der Wiese und zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht: Die Glühwürmchen wiesen mir den Weg in ein neues Abenteuer.

Zwei linke Hände

Am nächsten Morgen begann die Arbeit. Unser Captain Chito fuhr uns durch die schmalen Kanäle der dichten Mangroven hinaus aufs offene Meer und ein Stück die Küste hinunter. Hier wohnte praktisch niemand. Dieser Küstenabschnitt Panamas war aufgrund der undurchdringlichen Mangroven kaum bewohnt. Das hatte zur Folge, dass es auf vorgelagerten Inseln und Sandbänken „The Beach“-mäßig schöne Sandstrände gab – ohne jede Spur von Menschen, geschweige denn von Touristen. Diesen Abschnitt der Küste hatte Steve – der Besitzer des Surfcamps – exklusiv für sich und seine Kunden.

Auf einer dieser Inseln hatten Einheimische bereits das Gerüst einer typisch panamaischen Strandhütte aufgebaut – Stelzen, einen Giebel und ein Dach aus Palmwedeln. Die Palmwedeln hatten sie bei Vollmond geerntet. So halten sie angeblich deutlich länger, bis zu fünfundzwanzig Jahre. Was erstmal nach Naturvolkesotherik klingt, hat eine erstaunliche Parallele in unserer Weihnachtstradition: Fällt man seinen Christbaum kurz vor dem Vollmond, so heißt es, bleibt er deutlich länger frisch. Angeblich ist das belegbar durch einem An- und Abschwellen der Kapillaren im Stamm, welches von den Mondphasen abhängt und auch nach dem Fällen weiter erfolgt. Wieder was gelernt.

Auf einer vorgelagerten Insel entsteht ein neues Surfcamp. Die Crew ist hochprofessionell…
… und schuftet Tag und Nacht. Nicht.

Überflüssig wie ein Kropf

Neben mir waren auch noch zwei englische Schreiner in meinem Alter dabei, sowie zwei Surfer mittleren Alters aus den USA, die viel Erfahrung auf dem Bau mitbrachten. Bald war die Aufgabenverteilung klar. Die Engländer hieben Stelzen in den Boden und richteten deren Höhe aus, die Amerikaner wählten die jeweils passenden Bodenbretter aus und nagelten sie an den Stelzen fest und die Einheimischen beschafften die Tikbäume und sägten sie – mit bloßer Hand, einer Kettensäge und viel Augenmaß – in gleich dicke Bodenbretter. Und ich – nun, ich tat praktisch nichts.

Ich sah mich viel um, machte Fotos, haute die Hacken in den warmen Sand und betrachtete sehnsüchtig die Wellen, die ein paar Meter hinter der Sandband brachen. Ich wollte ja mit anpacken, aber jede Arbeit war eine Aufgabe für zwei Personen. Es war bald jedem ersichtlich, dass meine Anwesenheit so unnütz war wie ein Topf ohne Henkel, und mein Talent so überschaubar wie die Krebse am Strand.

Mr. Crabs auf dem Weg zur Krossen Krabbe

All night long

Ich beschäftigte mich damit, Feuerholz zu schlagen und ein Feuer für den Abend vorzubereiten. Als es um halb sechs dunkel wurde, stiegen die panamaischen Arbeiter in ein Boot und verschwanden. Wir fünf verbliebenen, damit wir in der Früh gleich weiter machen konnten. So kochten wir uns saßen um das Feuer. Wasser holten wir aus einer Grube hinter dem Hügel. Hier drückte offenbar Grundwasser nach oben, und da sogar ein paar winzige Fische darin schwammen, erachteten wir es als sauber genug zum Kochen. Wir tranken unsere Tagesration Bier und unterhielten uns bis in die Puppen. Darüber wo wir her kamen und wo wir hin wollten, und was wir sonst so taten im richtigen Leben.

Spät in der Nacht, so kam es mir vor, suchten wir den Weg zu unseren Händematten durch den schlammigen Grund der panamaischen Regenzeit. Unsere Nachtlager hatten wir unter dem Dach des Pavillions aufgeschlgen, damit uns Nachts kein Getier übers Gesicht krabbeln konnte. Hundemüde von dem Tag in der Sonne (ich kann wohl kaum sagen: von der anstrengenden Arbeit) mümmelte ich mich in meine Decke und linste noch einmal auf meine Uhr. Es war erst halb neun!

Jetzt war auch klar, warum wir auf der Insel bleiben sollten. So würden wir am nächsten Morgen ohne Weiteres zum Sonnenaufgang quickfidel und schnell an der Arbeit. Steve, der Chef, war allerdings im komfortablen Haus an der Küste geblieben. Der Schlawiner!

Zu blöd um aus dem Busch zu winken

Am zweiten Tag drückte man mir eine Schaufel in die Hand und trug mir auf, ein Plumpsklo für uns Arbeiter anzulegen. Nachdem ich knapp zwei Handlängen tief gekommen war, brach der Stil der Schaufel. Ich war offensichtlich sogar unfähig, ein Loch zum reinscheißen zu graben.

Nun lautete unser Deal allerdings folgendermaßen: Wir halfen ein paar Tage beim Bau des neuen Camps und durften und im Gegenzug für ein paar Tage das Boot nehmen und irgendwo an der menschenleeren Küsten nach schönen Wellen suchen. Das fand einer der Amerikaner ungerecht, da ich ja praktisch gar nicht arbeitete, und wie der Berliner ja so schön weiß: Ohne Arme keene Kekse. Also schwärzte er mich bei Steve an – und der Chef nahm mich zum Gespräch beiseite.

Zur Strafe: Surfen

Er habe nachgedacht, sagte er. Vier Personen waren ja im Grunde genug, hatte er überlegt.
Innerlich packte ich bereits meinen Backpack und überlegte, wo ich nun hinreisen sollte. Ich hatte geplant, Weihnachten hier zu verbringen, weit weg vom Trubel der Touristenhochburgen.

Andererseits spreche ich ja super Englisch und Spanisch, überlegte Steve.
Das stimmte. Naja, vielleicht letzteres nicht so ganz fließend, aber immerhin konnte ich mich als einziger der Crew mit den Einheimischen verständigen. Das hatte sich bereits mehrfach als nützlich erwiesen, insbesondere, um mit Chito zu vereinbaren, wann er uns mit dem Boot wieder abholen sollte. Denn durch den Tidenhub änderte sich die Zugänglichkeit der Küste mit den Gezeiten. Insbesondere die Mangroven waren zeitweise komplett trockengelegt. Es gab also täglich viel zu diskutieren.

Er habe derzeit keinen Surfguide, erklärte Steve. Jemanden, der mit den zahlenden Touristen hinausfuhr, sie den Tag über begleite und den Unterhalter gab – nicht zuletzt auch um die Kommunikation zwischen den amerikanischen Kunden und den panamaischen Kapitän zu ermöglichen.

Und so wurde geschah es, dass ich plötzlich als Surfguide in Panama arbeitete, weil ich eine Spammail nicht gelöscht, sondern beantwortet hatte. Es geschehen noch Zeichen und Wunder!

Der härteste Job der Welt

Der mühsame Weg zur täglichen Arbeit. Wenn nur wenigstens die Landschaft schön wäre.

Wir hatten nie mehr als drei Kunden da. Es war nun meine Aufgabe, mit ihnen so oft sie Lust hatten hinaus zu fahren, ihnen die Wellen und Strände der Gegend zu zeigen und – ganz wichtig – mit ihnen zu surfen. Chito kannte sich mit den Gezeiten aus, wusste welche Welle in der Umgebung zu welcher Zeit am besten Lief. Mit den Kunden entschieden wir dann, wohin es gehen sollte, und dann hieß es vier bis fünf Stunden am Tag: Jucheee!

Die Wellen hatte Steve selbst benannt, da es in der Gegend sonst keine Surfer gab. Sie trugen Namen wie „Sneakers“ und „Emilie’s“. Vor einer winzigen Insel, die etwas weiter draußen lag, brachen sie besonders heftig, daher hatte er die größte von ihnen – in Anlehung an eine legendäre Welle in Indonesien – „P-Land“ genannt. Was hiervon übrig blieb, brach ein Stück weiter als „Leftovers“ zu einer wunderbaren Linken. Hier verbrachten wir die meiste Zeit. Die Welle war wunderschön und mit Sicherheit die spektakulärste, die ich je gesurft bin.

Fischers Fritz fischt

Während wir surften, angelte Chito vom Boot aus unser Abendessen. Der Fuchs wusste ganz genau, wie die Fische bissen. Als ein Kunde selbst mal Lust auf Angeln hatte, versuchten wir unser Glück zwei Stunden lang, ohne auch nur eine Begegnung mit einem Fisch.

So gingen die Tage dahin, einer angenehmer als der vorherige. Die Abende verbrachte ich wieder in den angenehmen, klimatisierten Räumlichkeiten am Festland. Bei einem kühlen Bier plante ich mit den Kunden den kommenden Surftag. Manchmal, wenn ich noch Lust hatte, schrieb ich noch ein wenig an meinem Roman „Weg Wollen“, der inzwischen auf dem Markt ist.

Bei flacher Tide mussten wir das Boot durch die schlammigen Mangroven am Festland schieben, bis es tief genug wurde, um hinein zu springen. Dabei ging man auch mal unfreiwillig auf Tuchfühlung min den Pflanzen – und dem darin wohnenden Getier.

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Es kreucht und fleucht

Einmal sprang ich grade ins Boot, als ich etwas kleines dunkles bemerkte, dass an meiner Beinbehaarung herauf huschte und in meiner Boardshorts verschwand. Ich spürte, wie es hinauf flitzte, bis zu meinem privaten Teilen. Ich schüttelte kräftig an meiner Hose und hinaus fiel eine etwa handtellergroße Spinne.

„Uff“, schnaufte Chito und machte einen Satz zurück. „Peligroso.“
Die Spinne war also gefährlich, aha. Sogar so giftig, dass sich unser Kapitän weigerte, sie aus dem Boot zu befördern. Sie hatte also gewissermaßen mein Leben bei den Eiern gehabt. Aber Rache ist ja bekanntlich Blutwurst. Und sie ging mir auf den Sack.

Also nahmen wir eine Flosse, die wir für eventuelle Schnorchelaktivitäten mitgenommen hatten, und fegten sie im hohen Bogen durch die Luft, hinaus aufs Wasser. Nur um Haaresbreite verfehlte sie Chito. Selbst Schuld, Angsthase.

Ohnehin machten wir Bekanntschaft mit so einigen Vertretern indigenen Fauna. Einmal plumpste ein Skorpion von der Decke und direkt in mein Bett. Da hatte ich es mir grade zum Lesen bequem gemacht und bevorzugte es, allein zu sein. Als machte ich den Skorpion schnellstmöglich mit meiner Schuhsohle bekannt. Es dauerte fünf Schläge, bis der Panzer durch war.

Das mag jetzt grausam klingen, entsprach aber durchaus der landestypischen Ungezieferbekämpfung. Ich surfte kurz im Internet und fand heraus: Der Skorpion hätte mich im blödesten Fall innerhalb von einer Stunde töten können, im besten Fall hätte ich höllische Schmerzen gelitten. Das nächste Krankenhaus war übrigens zwei Stunden entfernt.

Der Garten Eden, der uns umgab, barg so einige weitere Überraschungen, ob fliegende Kakerlaken, zwei Meter große Schlangen oder tellergroße Vogelspinnen. Ich war dementsprechend immer froh, wenn es wieder hinaus ging aufs Meer, denn dort gab es nur Haie, und die tun Surfern ja bekanntlich nix.

Ein paar unserer tierischen Mitbewohner. Den linken lernte ich in meinem Bett kennen. Er lernte kurz darauf meine Schuhsohle kennen.

Merry Merry Christmas

Gelegentlich holten wir die zwei amerikanischen Handwerker ab, die eigentlich ebenfalls lieber surften als an der Hütte zu werkeln. Der eine, der mich verpetzt hatte, schmollte, weil er nun noch mehr arbeiten musste als ich. Ich hielt grinsend dagegen, dass ich auch den ganzen Tag arbeite, nur eben mit Surfbrettern statt mit solchen aus Tik. Damit die Stimmung nicht kippte, sicherte Steve ihnen zu, dass wir sie täglich zu einer Session abholen würden. Dadurch beschleunigte sich der Bau des neuen Dominizils zwar nicht gerade, aber alle waren wieder zufrieden.

Dann kam Weihnachten. Während die Kollegen noch arbeiteten, versuchte ich mich an einem Marmorkuchen, was sich mit aufgrund einer mangelhaften Zutatenliste und einem unkontrollierbaren Gasofen jedoch als tückisch erwies. Als der Amerikaner wieder nörgelte, dass ich so gar nichts leiste, präsentierte ich ihm stolz ein verkohltes Brikett, das immerhin noch ein wenig nach Zucker und Kakao schmeckte. Merry Christmas!

Büro mit Aussicht – den Eisbach in Ehren, aber das fehlt mir in München

Die Inselwelt

Die nächsten Kunden hatten Lust, die Inselwelt ein wenig intensiver zu erkunden, und so ließen wir die Bretter auch mal an Bord und erkundeten die Strände und Höhlen der Umgebung. Einmal stapften wir zu einem kümmerlichen kleinen Rinnsal von einem Wasserfall, ich wollte schon vor Scham im Boden versinken, aber der Dude aus Florida war total begeistert. In typisch amerikanischer Bodenständigkeit berichtete er am Abend im Camp: „It was amaaaaaaaizing! It blew me away!“
Na aber gerne doch. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Die Jungs aus Florida hatten eine wasserfeste Kamera dabei und anstatt die größten Wellen zu suchen, alberten wir lieber in den kleinen am Strand herum und filmten uns gegenseitig. Und dann vollbrachte ich ein Kunststück, das ähnlich wahrscheinlich ist, wie eine Erdumrundung auf einer Badebrezel.

Vom Wasser und seinen Balken

Ich ließ mich wie gewohnt am Ende eines Ritts rücklings ins Wasser plumpsen und die Welle über mich hinwegziehen. Tausend mal gemacht, nix dabei gedacht. Dieses Mal drehte sich jedoch das Surfbrett über Wasser und richtete sich exakt so aus, dass seine Spitze auf die Stelle deutete, an der ich vorhatte, aufzutauchen. Ich hatte bis dato ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Surfbrett gehabt, und auch wenn es mich beim Anpaddeln gelegentlich im Stich gelassen hatte, hegte ich in keinster Weise den Verdacht, dass es ein Attentat auf mich vorhatte. Wie naiv von mir!

Ich schlug mit den Beinen, um zurück zur Oberfläche zu gelangen. Dabei spannte sich die Leash und das Brett schoss nach vorne. Exakt in dem Augenblick, als ich das Wasser durchbrach und Luft schnappte, erreichte das Brett seine maximale Geschwindigkeit – und meinen linken Schneidezahn.

Erschrocken stieß ich mein Gefährt beiseite und spuckte Wasser und potenzielles Blut aus. Blut kam jedoch glücklicherweise keines, dafür jedoch die Hälfte meines Zahnes. Sie winkte mir noch einmal zu und verschwand dann für immer in den Fluten des äquatorialen Pazifik. Hört sich vielleicht albern an, aber für einen Moment versuchte ich wirklich, ihm hinterher zu tauchen. Der Ami mit der GoPro lachte und sagte, das sei ihm auch schon passiert.

In der Folge wurde es zugig im Mund, ich durfte mir für mein loses Mundwerk via Facebook allerlei Beglückwünschungen von meinen Freunden anhören.

Fallen euch noch blöde Sprüche ein? Immer her damit! Einfach in den Kommentaren posten.

„An sich schaut er ja okay aus, aber sobald er den Mund aufmacht…“

„Da sag noch mal einer, Wasser habe keine Balken…“

„Eine neue Studie zeigt: Surfen ist schlecht für die Zähne.“

…und mein Favorit:

„Das hätt auch ins Auge gehen können!“

Na jedenfalls strapazierte die neu gewonnene Redefreiheit in der Folge ein wenig meine Nerven, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der Zahn war genau am Ende des Nervs abgeschlagen worden. Er lag noch nicht ganz frei, aber schimmerte schon durch, und so war dann jeder Atemzug doch auch ein klein wenig unangenehm.

Oh wie schön ist panamaisches Eigentumsrecht

Abgesehen davon kapierte ich langsam, warum wir eigentlich ein neues Camp bauten. Denn eigentlich besaß Steve längst ein wunderhübsches Surfcamp an einem wunderhübschen Strand auf einer wunderhübschen Insel – wir fuhren ja jeden Tag daran vorbei. Nur ist das Wort „besitzen“ in Panama relativ.

Im Grunde läuft das dort mit dem Häuslebau so: Man sucht sich ein freies Stück Land. Man baut sein Haus. Fertig.
So jedenfalls hat es Steve erzählt, nur wenn man dann ins Detail geht, dann stellt sich eben heraus, dass man sein Grundstück zumindest im Nachhinein doch irgendwo auf dem Amt registrieren muss. Und Land besitzen dürfen eben leider nur panamaische Personen. Also Steves Frau. Beziehungsfreie Ex-Frau.

Und da riecht man schon, von wo der Hase stinkt, denn Steve war frisch getrennt und seine Ex hatte ihm seinen Lebenstraum gestohlen. Dumm gelaufen. Und so waren die Kunden auch nicht grade glücklich, dass sie anstatt in dem gebuchten wunderhübschen Surfcamp am wunderhübschen Strand in dem Basiscamp in den Mangroven untergebracht wurden.
Die ganze Sache stank also mehr zum Himmel als mein Zahnfleisch (dessen Pflege mir seit jenem Vorfall etwas schwerfiel).

Und so war ich schließlich froh, dass auch diese Geschichte genauso endete, wie sie begann: Mit einem Wort. Ein Studienfreund schrieb mir eine Email.
Er machte gerade ein Praktikum in Panama City bei einem bayrischen Autohersteller mit drei Buchstaben. Er wollte Silvester auf den Bocas feiern, das Insel- und Partyarchipel im Nordwesten des Landes. Also schwang ich mich auf meine zwei Buchstaben, sagte Lebewohl und schwang mich mit der Ausrede, einen Zahnarzt zu suchen, auf den nächsten voreifahrenden Pick-up.

Man soll schließlich gehen, wenn es am schönsten ist. Sonst würde das ganze hier irgendwann noch „The Beach“-mäßig eskalieren.

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Fröhliche Weihnachten alle miteinander! Und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Ebensfalls eine gute Idee: Ein Amazon Geschenkgutschein zu Weihnachten. Zum Beispiel für ein gutes Buch…

Wie man beim Surfen einen Zahn verliert: Eine Weihnachtsgeschichte aus Panama

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