Der südliche Kungleden ist ein ruhiger und weniger bekannter Abschnitt des Kungsleden, des „Königswegs“, durch Schweden. In 2 Wochen im August folgten meine Freundin und ich diesem Wanderweg. Hier folgt das Logbuch.

Abschnitt 1: Storvallen (bei Storlien) bis hinter Fjällnäs. 7 Tage, 94 km
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Abschnitt 2: Von hinter Fjällnäs bis Fjällstation Grövelsjön. 5 Tage, 80 km

Von diesem Wanderabschnitt berichte ich in einem gesonderten Blogpost. Klicke hier, um dorthin zu gelangen!

Fakten und Tipps

Keine Lust auf mein Geschwafel? Die wichtigsten Fakten und Tipps habe ich dieses Mal in einem gesonderten Blogpost gelistet. Hier geht’s direkt dahin!

Abschnitt 1: Storvallen (bei Storlien) bis hinter Fjällnäs. 7 Tage, 94 km – Allgemeines

Dieser Abschnitt ist recht bequem in 6 Tagen zu schaffen, wenn man das eigene Zelt nimmt, oder in 5 Tagen, wenn man auf Hütten übernachtet (dann wird der letzte Tag zwar sehr lang, aber man benötigt ja weniger Gepäck). Bei uns stehen nur deswegen 7 Tage zu buche, weil wir am Anreisetag noch ein paar Kilometer ins Fjäll hineingelaufen sind.

Es geht durch karges, aber wunderschönes Fjäll auf gut ausgetretenen Wegen, die jedoch immer wieder von Steinen übersäht sind. Sumpflandschaften sind mit Holzplanken ausgelegt, die im Allgemeinen in einem guten Zustand sind. Flüsse sind meist überbrückt, nur bei eher kleinen Rinnsalen muss man mal die Beine nackig machen. Es geht also insgesamt sehr gut, ein wenig Achtsamkeit ist jedoch erforderlich.

Weitere Tipps zum Wandern auf dem südlichen Kungsleden gibt’s in diesem gesonderten Blogpost!

Tag 1: Anreise und Mückenplage bei Storvallen – 4km

Anreise-Abenteuer. An Tag 0 ging es mit dem Flieger von München nach Stockholm. Wir schliefen in einem Motel am Flughafen. Die Nord-Süd-Zugverbindung durch Schweden fährt praktischerweise hier vorbei. Heute – Tag 1 – dann mit dem Zug 7h bis Åre. Dann mit dem Bus ca 1h15 weiter Richtung Storlien, nahe der norwegischen Grenze. Nicht mal der Busfahrer weiß, wo genau wir aussteigen müssen.

„Ist der Kungsleden nicht weiter im Norden?“, fragt er.

Die anderen Passagiere nicken bekräftigend. Keiner der Einheimischen weiß offenbar, dass ein Teil des Kungsleden auch hier entlang führt. Bekannt ist nur der spektakulärere, aber kältere und schwieriger zu erreichende, nördliche Teil.

Aber freundlich wie die Schweden sind, hält der Fahrer beim nächsten Stop und telefoniert so lange, bis er weiß, wo wir hinwollen. Keiner der anderen murrt. Tolle Leute!

An der Hütte des schwedischen Alpenvereins bei Storlien stellen wir dann fest, dass man über Norwegens Trondheim viel einfacher hätte anreisen können. Über das Nachbarland! So gewitzt waren wir nicht.

Endlich geht es dann los. Es ist warm, wir zippen die Beine unserer Wanderhosen ab und machen ein Startfoto. Das erweist sich sofort als fataler Fehler.
Nicht das Foto, sondern die nackten Beine. Kaum drin im Wald, wimmelt es von Mücken. Und welchem Schild sollten wir nochmal folgen?

Wir laufen roten Punkten hinterher, doch das kann unmöglich stimmen, wir drehen nach Westen ab! Der Weg wird immer schmaler, doch sobald wir stehen bleiben, fressen uns die Moskitos mit Haut und Haaren. (Selbstverständlich, im Falle meiner Freundin, nur die seidig glatte, wunderschöne Haut. Keine Haare.)

Irgendwann überwinde ich mich doch dazu, die Karte herauszusuchen. Hin- und herspringend stellen wir fest: Wir befinden uns auf einem kleinen Rundweg um die Hütte. Verflucht!

Zurück durch’s Mückenland. Schließlich sehen wir die riesigen roten Kreuze, die auf Pfahle genagelt sind. Wie konnten wir die vorher nur übersehen?

Es geht durchs Sumpfland. Stege und einfache Bretter lassen uns gelegentlich schneller vorankommen. Mücken ebenfalls, denn ich fliehe fliegenden Schrittes vor ihnen aus dem Wald.

In der Graslandschaft ist es etwas besser, aber es hört nicht auf. Meine Freundin lacht herzhaft über die Tatsache, dass ich mich permanent selber schlage.

Dann zieht schlechtes Wetter auf. Wir sind höchstens 3km von der Hütte entfernt und bauen unser Zelt auf. Jetzt lache ich herzlich über ihr Art, ein Zelt bei Wind zu errichten. Erster Stresstest für unsere Beziehung.

Bei Blitz und Donner liegen wir im Zelt, durch den Regen wird der Boden unter uns schnell zu einem Sumpf. Meine Freundin stellt fest, dass Natur manchmal schöner ist, wenn sie sich außerhalb schützender Betonmauern befindet. Sie ist keine Freundin von Gewittern.

Triumphierend stelle ich fest, dass ihre Beine viel zerstochender sind als meine. Ein Hoch auf die Beinbehaarung! Sie stellt fest, dass ich ein Weichei bin, weil ich vorhin so gejammert habe.

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Aus dem Wald hinaus erreichen wir nach wenigen Kilometern das Fjäll. Rote Kreuze auf hohen Pfählen weisen den Winterwanderweg.

Tag 2: Nahe Storvallen bis hinter Fjällstation Blahammaren – 15km

Der Regen hat aufgehört. Und die Mücken sind weg. Juhuu! Es lag wohl auch an der hohen Luftfeuchtigkeit, dass die gestern so am Tanzen waren.

Noch bevor wir am frühstücken sind, kommen die ersten Wanderer vorbei. Dieser Streckenabschnitt ist gut besucht, weil es Hütten im Abstand machbarer Tagesetappen gibt.

Es geht durch sumpfiges Land über Holzplanken und ansonsten auf gut ausgetretenen Wegen. Die Gore-Tex-Schuhe sind trotzdem erforderlich, um die Füße trocken zu halten. Es geht durch Fjäll-Landschaft: Sanfte Hügel mit Büschen und Gräsern. Es dominieren Braun- bis matte Grüntöne. Bäume gibt es nur unterhalb 800 Metern, heute somit eher wenige. Es ist karg, aber wunderschön und angenehm zu wandern.

Das Gewicht der Rucksäcke drückt schwer auf unsere Schultern. Das Wetter bleibt feucht und das Zelt ist patschnass und erhöht das Gewicht noch weiter. Aber dafür sehen wir Rentiere! Ich bin fasziniert von den Schemen im Nebel und schieße Fotos wie blöd.

An der Fjällstation Blahammaren nutzen wir die Duschen. Es scheint keinen zu jucken, dass wir nicht vorher einchecken, ein schlechtes Gewissen haben wir trotzdem. Denn anschließend beschließen wir, noch etwas weiter zu gehen. Hütten wollen wir höchstens im Notfall aufsuchen.

Mit dem Gewicht des Rucksacks zu wandern ist doch nochmal etwas ganz anderes als die Tagestouren, die wir sonst so in den Alpen unternehmen. Mein Körper braucht im Grunde permanent Nahrung, ich habe pausenlos Hunger! Daher kaufen wir noch ein paar Snickers auf der Hütte – auch als Gegenleistung für unser Duschen.

Nur wenige Kilometer weiter schlagen wir aber unser Lager auf. Gewisse Meinungsverschiedenheiten, wie man am besten ein Zelt aufbaut, bleiben bestehen. Auf so einern Wanderung lernt man sich doch nochmal ganz anders kennen, als wenn man in einer großen Stadt zwei getrennte Wohnungen führt.

Ich schiebe den Grund für unsere Meinungsverschiedenheiten beim Zeltaufbau auf meinen ewigen Hunger. Denn wenn ich Hunger habe, werde ich nunmal quengelig. Vor allem wenn nur noch die blöden Zeltstangen zwischen mir uns meiner Mahlzeit stehen, also hopphopp, werte Freundin!

Wir kochen unser Abendmahl auf einem einfachen Gaskocher. Wir haben genug Essen für etwa den halben Trek dabei, später werden wir die Vorräte auffüllen müssen. Meine Schultern tun zunehmend weh. Irgendwie passt mir mein Rucksack nicht. Und ich bin ganz schön erschöpft.

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Der Nebel verhindert zwar den Blick auf die umliegenden Berge, erzeugt aber eine magische Atmosphäre…
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… in der unsere erste Rentiersichtung besonders verzückt.

Tag 3: Von hinter Fjällstation Blahammaren bis Fjällstation Sylarna – 14km

Weiter geht’s in ähnlicher Landschaft. Wie viele Wanderer auf diesem Streckenabschnitt unterwegs sind, bemerken wir erst, als wir an einem wunderhübschen Teich Mittagsrast einlegen: Alle paar Minuten passiert uns eine Gruppe. Das liegt wohl daran, dass die meisten Hütten dieses Abschnitts innerhalb weniger Stunden von Parkplätzen zu erreichen sind, die an eine Schotterstraße hinter der östlichen Hügelkette grenzen. Daher unternehmen hier viele Schweden eine 2- oder 3-tägige Hüttenrundtour.

Als wir die Fjällstation Sylarna schon oben auf dem nächsten Anstieg erblicken können, beginnt es plötzlich zu regnen. Wir passieren eine kleine Schutzhütte, wo sich schon einige Wanderer untergestellt haben, um ihr Regenzeug rauszuholen.

„Wir sind ja fast da“, sage ich. „Das lohnt sich gar nicht.“

Wir stülpen lediglich den Regenschutz über unserer Rucksäcke und packen die letzten Kilometer an. Eine halbe Stunde darauf sind wir völlig durchnässt. Ich habe sowohl die Entfernung als auch den Regen unterschätzt. Völlig entnervt erreichen wir schließlich die Hütte und Kippen die Schuhe aus. Das Wasser war von der durchnässten Hose dort hinein gelaufen und steht nun 2 cm hoch. „Wasserdicht“ gilt leider auch von innen nach außen.

Heute ist definitiv ein Notfall. Wir buchen uns also in ein 10-Mann-Zimmer ein, hängen unsere Kleidung im Trockenraum auf und spielen Schach im gemütlichen Aufenthaltsraum. In der Küche darf man selber kochen. Entzückt entdecken wir eine Tauschkiste, in der Wanderer ihre überflüssigen Dinge für die nächsten zurücklassen können. Unser halbes Abendessen klauben wir so zusammen.

Es tut gut, mal wieder in einem Haus zu sein, obwohl wir erst drei Tage unterwegs sind. Der Rucksack schneidet mir aber so sehr in die Schultern, dass ich meine Arme kaum mehr heben kann und ich bin froh, meine geschundenen Gliedmaße am Kamin wärmen zu können.

Wir stellen fest, dass die Hütten definitiv für Notfälle zu empfehlen sind. Die Duschen, Küchen und Aufenthaltsräume sind super ausgestattet (das gilt auch für andere Hütten dieses Abschnitts). Darüber hinaus stelle ich aber auch mal wieder fest, dass ich in Gegenwart von Schnarchern kein Auge zutun kann. Die Luft im Schlafsaal ist stickig und ich überlege die halbe Nacht, ob ich hinaus gehen soll um das Zelt aufzubauen. Aber dann müsste ich ja meine Freundin wecken, damit wir standesgemäß über den Aufbau diskutieren können.

Ich lasse sie schlafen und wälze mich von einer Seite auf die andere, die ganze Nacht. Es wird bei Notfällen bleiben, wenn wir Hütten benutzen!

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Wasser gibt es auf diesem Abschnitt zur Genüge. Ob in Form hübscher See, die zu einer Pause einladen…
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… oder als hübsche Flüsschen, wo man seine Trinkwasservorräte auffüllen kann. Die meisten Flüsse sind übrigens überbrückt, sobald sie so tief sind, dass man nicht mehr von Stein zu Stein springen kann

Tag 4: Von Fjällstation Sylarna bis zum Helags-Gletscher / Helagsstugorna – 20km

Bevor wir aufbrechen, wiegen wir unsere Rucksäcke an einer Waage, die vor der Hütte aufgebaut ist. Meiner bringt 19kg auf die Anzeigen, der meinern Freundin stolze 17kg. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht mehr trage. Aber nur fast.

Heute geht es zunächst in die Höhe, auf 1150m zwischen zwei Gipfeln hindurch. Der Wanderweg bleibt jetzt so hoch, dass bis vor Fjällnäs kaum mehr mit Bäumen zu rechnen ist.

Beinahe mystisch mutet die Stimmung an, als wir durch Frühnebel den Pass erklimmen (der allerdings nur 100m über der Hütte liegt, also alles easy) und sich die Wolken lichten und den Blick auf das folgende Tal freigeben.

Anschließend geht es wieder deutlich weiter runter und es ergeben sich traumhafte Blicke über das weite Fjäll. Es sind nun schon deutlich weniger Wanderer unterwegs.

Mittags stoßen wir an den Handölan-Fluss, wo wir an einem versteckten Plätzchen hinter einem Hügel eine längere Rast bei traumhaftem Sonnenschein einlegen. Anschließend folgen wir dem Fluss bis wir fast schon die Hütte am Helags-Gletscher erspähen.

Die Hütte ist deutlich kleiner als die zuvor. Auf der weiten Wiese unterhalb des Gletscher sind ein halbes Dutzend Zelte weit verstreut aufgebaut. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen nebem dem Schmelzbach und genießen die Abendstimmung. Zur Vermeidung weiterer Beziehungskrisen beschließen wir, dass täglich einer die Verantwortung für den Zeltaufbau übernimmt und Anweisungen geben darf. Ich stelle fest, dass ich ungerne Anweisungen befolge.

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In den Höhenlagen um 1100m liegt sogar im August noch etwas Schnee. Macht aber nichts…
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… denn endlich ziehen die Wolken fort und legen den Blick frei auf das wunderschöne, endlose Fjäll…
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… und die Laune steigt! Endlich ist es sommerlich warm.
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Unterhalb des Gletschers schlagen wir unser Lager auf.

Tag 5: Vom Helags-Gletscher bis kurz vor Fältjägarstugan – 8km

Heute machen wir einen entspannten Tag. Wir schlafen aus, genießen die Morgensonne und wandern hinauf zum Gletscher. Es gibt eine spektakuläre Gratwanderung bis hinauf auf den Helags, doch wir entschließen uns für die gemütliche Variante und dösen ein wenig am Schmelzsee unterhalb der Schneekante.

Der Gletscher ist eigentlich ziemlich unspektakulär. Es ist trotzdem schön, mal eine Wanderung ohne Gepäck zu machen. Ich kann meine Arme wieder heben! Yay!

Bevor wir zusammenpacken, stellt mir meine Freundin den Rucksack nochmal richtig ein. Ich bin leider so dünn, dass die Hüftflossen keinen rechten Halt haben, aber nun sitzt er doch deutlich besser. Vielleicht sollte sie für den korrekten Sitz von Rucksäcken verantwortlich sein, und ich für den Aufbau des Zelts? Wie sie diesen Vorschlag wohl fände? Ich behalte ihn lieber für mich.

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Mittags regnet es etwas und so wandern wir erst am Nachmittag los. Kurz nach Beginn überwinden wir den höchsten Punkt des Kungsleden auf 1180m. Es scheint so, als seien die letzten Wandergruppen von der Hütte am Helags-Gletscher zurück zur Straße gewandert, denn heute ist niemand sonst zu sehen.

„Wie wäre es mit einer Übung?“, fragt meine Freundin. „Wie wäre es, wenn wir so laut wie möglich Schreien? Mal die Lungen so richtig freiblasen?“

Also schreien wir. Wir jodeln und jauchzen, aus voller Kehle. Irgendwie fällt es mir schwer, obwohl uns kein Mensch hören kann. Es ist eine ganz schöne Überwindung. Plötzlich steht eine ältere Dame vor uns. Ups.

Wir wechseln ein paar Worte auf Englisch und versuchen allesamt, nicht peinlich berührt zu grinsen. Sie fragt uns, was wir vorhaben.

„Wir wandern den Kungsleden“, sagen wir.

„Ist der nicht viel weiter im Norden?“, entgegnet die Dame.

Allmählich werde ich paranoid. Sogar die schwedischen Wanderer auf dem Kungsleden wissen nicht, dass sie auf dem Kungsleden wandern. Sind wir durch ein Wurmloch in eine andere Welt gefallen? Bislang passt unser Wanderführer allerdings erstaunlich genau auf die Etappen. Seltsam.

Ab dem höchsten Punkt haben wir für die nächsten zwei Tage den Predikstolen hinter uns, ein fetter, hoher Berg, der das Landschaftsbild dominiert. Wir baden in einem schönen aber eiskalten See und erspähen ein Stück weiter ein Paar, die ihr Lager aufgeschlagen haben und fischen. Um unserer Ruhe zu haben, laufen wir noch einen Kilometer weiter und schlagen unser eigenes Lager auf.

Beim Ablegen des Rucksacks stelle ich fest: Ich kann meine Arme wieder heben! Juhuu! Wenn meine liebe Freundin also Ahnung davon hat, wie man einen Rucksack richtig einstellt – wäre sie am Ende womöglich doch dazu in der Lage, ein Zelt aufzubauen? Auch den Gedanken behalte ich lieber für mich. Man muss es mit dem Loben ja auch nicht übertreiben.

Die ältere Dame und das fischende Pärchen bleiben die einzigen Menschen, die wir heute gesehen haben. Endlich ist der Kungsleden nicht nur so schön, sondern auch so einsam, wie wir ihn uns erhofft hatte!

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Wir genießen den Vormittag, indem wir unterhalb des Helags-Gletschers am Schmelzsee entspannen. Die Gratwanderung auf den Gipfel sparen wir uns
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Alle paar Tage überquert man so einen Rentierzaun. Die Tiere gehören also offensichtlich jemanden, auch wenn sie sich in riesigen Gebieten bewegen können. Beachte den Winterweg, der im Hintergrund einfach über den Zaun hinweggeht. Es scheint im Winter reichlich Schnee zu geben.
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Eine Flussüberquerung der unterhaltsameren Art. Im Hintergrund das Predikstolen-Massiv
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Es ist Badezeit! Wie gesagt, heute lassen wir es entspannt angehen. Lange bleiben wir trotzdem nicht im Wasser. Brrrr.
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In dieser weiten Fläche hinter dem Predikstolen-Massiv gibt es tausende hübsche kleine Seen, die zum Campen einladen

Tag 6: Von kurz vor Fältjägarstugan bis Rasthütte Långbrottsjön – 25km

Unser Entspannungstag von gestern rächt sich heute. Wir haben einiges vor.

Doch noch während wir frühstücken, passieren uns die Angler, die wir gestern Abend erspäht haben. Wir wechseln ein paar Worte. Doch die sind ganz schön fit und eilen uns voraus.

Nach wenigen Kilometern kommen wir zur Fältjägarenhütte. Sie ist gemütlich und klein, es gibt grade mal 20 Betten. Ein paar ältere Damen verbringen hier einige Tage, sie sind wohl von Ramundberget hierher gewandert. Sie sammeln Blaubeeren und kochen daraus Marmelade.

Das sind Blaubeeren? Seit Tagen wandern wir immer wieder durch diese flachen Beerensträucher und ich frage mich, ob man sie wohl essen kann. Daher schlage ich jetzt kräftig zu. Das rächt sich ein paar Wochen später, als zu Hause diagnositiert wird, dass ich Würmer habe. Also Leute: Die Beeren gründlich abspülen! Denn lecker sind sie schon und meine Freundin wurde verschont. Ich nehme an, das ist das Karma, weil ich mich wegen des Zeltaufbaus so blöd angestellt habe.

Es geht ein paar Kilometer sanft nach unten und wieder hinauf, bis wir an der Rasthütte Svaletjakke die Abzweigung nach Ramundberget sehen. Für Wanderer, die nur diesen Abschnitt laufen, kann dies ein alternatives Ende sein. Wir wandern jedoch weiter.

Nun geht es über 300 Meter steil hinunter. Plötzlich sind wir wieder im Wald. Der Ljusnan-Fluss sorgt für üppigen Wuchs an den Hängen des Tals. Unten am Fluss sehen wir völlig unvorbereitet ein paar schwedische Familien, die hier den Tag verbringen. Sie sind mit ihren Autos einer kleinen Schotterpiste bis zur Brücke gefolgt.

Verdutzt verweilen wir kurz – und wähnen uns plötzlich wieder ganz am Anfang unserer Wanderung. Überall sind Mücken! Beim zügigen Wandern haben wir sie nicht bemerkt, und wo waren sie überhaupt die letzten Tage gewesen? Hier am Fluss zerstechen sie dir alles, sogar kein pinkeln. Kein weiterer Kommentar hierzu.

Wir machen uns so schnell wir können an den Aufstieg auf der anderen Talseite. Es geht 350m hinauf – und die Mücken jagen uns weiterhin. Plötzlich dämmert es uns: Es ist der Wald! Es liegt nicht am Wasser oder sonstwas, sondern am Wald! Hier ist es windgeschützt, hier ist es mild – Hier wimmelt es von Mücken!

Wir jagen den Hang hinauf und brauchen erstmal ne Pause, als wir oben ankommen. In Zukunft werden wir unsere Pausen so planen, dass wir in tieferen, bewaldeten Gebieten zügig laufen. Pausen machen wir lieber in den kargen Höhenlagen.

Oben verlaufen wir uns erstmal. Wir folgen einer Erdpiste, auf der Quads oder Geländewagen vorankommen mögen und übersehen so die kleine Abzweigung über einen winzigen Bach. So packen wir nochmal 2km extra auf den Tacho. Eigentlich reicht es langsam für heute.

Aus irgendeinem Grund will ich aber unbedingt heute einen größeren Fluss erreichen, denn allzuviel Wasser haben wir nicht mehr übrig. Also treibe ich uns an, bis wir nach 25km Kilometern endlich den Langbrottsjörna-See mit seinem breiten Zufluss erreichen.

Rekordtag! Wir haben aber erstaunlich gut durchgehalten, wenn man bedenkt, dass wir an den ersten Tagen schon nach 15km am Ende unserer Kräfte waren. Wir halten jetzt spürbar länger durch und benötigen weniger Essenspausen. Gleichzeitig wird der Hosenbund immer weiter. Man merkt, wie der Körper sich umstellt und von seinen Reserven zehrt. Ein tolles Gefühl.

Ich nehme noch kurz ein eiskaltes Bad im Fluss bei Sonnenuntergang und anschließend bereiten wir unser Essen in der Schutzhütte. Dann finden wir endlich eine Möglichkeit, unser Zelt ohne endlose Diskussionen aufzubauen: Meine Freundin gibt Anweisungen – ich halte die Klappe. Funktioniert wunderbar. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich nun weniger Heißhunger verspüre als zu Beginn der Wanderung.

Weniger Hunger – weniger schlechte Laune! 😉

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Die Fältjägarstugan mag klein sein, doch die Örtlichkeiten sind vorbildlich beschriftet.
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Plötzlich sehen wir die Angler wieder. Schön zu sehen übrigens, dass es man dem Winterwanderweg nicht immer exakt folgen kann
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Ein Tal – ein Wald – Mückeeeeen!
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Nichts wie raus aus diesem wunderschönen Mückenwald!
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Nach 25 anstrengenden Kilometern bauen wir unser Lager auf der anderen Flusseite einer gruseligen und (hoffentlich) unbewohnten Hütte auf

Tag 7: Rasthütte Långbrottsjön bis hinter Fjällnäs – 12km

Fast fühlt es sich an, als wäre man schon am Ziel. Die Wege werden breiter, man sieht in der Ferne ein paar Ferienhäuser im Gelände und es gibt sogar richtige Wanderschilder. Auf einem steht tatsächlich „Kungsleden“! Etwas verblasst, aber eindeutig zu erkennen. Wir sind also richtig! Schön, dass wir das nach sechs vollen Tagen Wandern endlich mal klären konnten.

Es geht durch krüppelige Birkenwäldchen und Graslandschaften. Je näher man Fjällnäs kommt, umso mehr andere Menschen trifft man wieder. Offenbar ist der Ort ein schöner Ausgangspunkt für die Ausflüge von Campingtouristen.

Kurz vor Fjällnäs treffen wir die Anger wieder und wir wandern gemeinsam in den Ort. Gegen Mittag sind wir da, ziehen erstmal die Schuhe aus und genießen die Sonne. Auf dem örtlichen Campingplatz finden wir niemanden. Wir suchen so lange, bis wir schließlich beschließen, die Örtlichkeiten zum kochen zu nehmen. Als wir fertig sind, ist noch immer keiner aufgetaucht.

Der Campingplatz ist eigentlich hübsch am Malmagen-See gelegen, aber andererseits direkt an der Straße und so beschließen wir, doch noch ein wenig weiter zu wandern. 8km waren es heute bislang, 4 weitere wollen wir noch gemütlich draufpacken.

Eigentlich wollten wir in Fjällnäs noch unsere Vorräte aufstocken, doch weil heute Sonntag ist, hat der kleine Laden gegenüber vom Campingplatz geschlossen. Der nächste richtige Supermarkt liegt in Funäsdalen über 20km entfernt und wir haben keine Lust zu trampen. Die Vorräte müssten schon noch bis zur ersten Hütte am Rogen reichen.

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Kurz vor Fjällnäs, dem Ende des ersten Abschnitts, haben wir endlich den Beweis: Wir sind tatsächlich auf dem Kungsleden.

Weiter geht’s im Abschnitt 2 der Wanderung! Klicke einfach unten auf den Link!

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Abschnitt 2: Von hinter Fjällnäs bis Fjällstation Grövelsjön. 5 Tage, 80 km

Von diesem Wanderabschnitt berichte ich in einem gesonderten Blogpost. Klicke hier, um dorthin zu gelangen!

Fakten und Tipps

Keine Lust auf mein Geschwafel? Die wichtigsten Fakten und Tipps habe ich dieses Mal in einem gesonderten Blogpost gelistet. Hier geht’s direkt dahin!

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Wandern in Schweden – Der Südliche Kungsleden – Teil 1: Storlien bis Fjällnäs

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