Das Buch
Der junge Ernesto Guevara bricht gemeinsam mit seinem Freund und Studienkollegen und ihrem alten Motorrad, der Poderosa II, auf, um den südamerikanischen Kontinent bis hoch zu den USA zu erkunden.
Zu zweit auf einem Motorrad reisen sie zunächst durch Argentinien und besuchen noch einige Freunde. Dann geht es rüber nach Chile und die Reise wird immer abenteuerlicher. Die Poderosa muss ständig repariert werden und zwingt sie zu längeren Aufenthalten. Irgendwann ist sie völlig hinüber und die Reise wird per Anhalter fortgesetzt.
Das Geld wird knapp und die zwei Studenten müssen immer wieder improvisieren. Sie nutzen ihr medizinisches Wissen, um sich Unterkünfte und Mahlzeiten zu erschnorren, nutzen Gastfreundschaft aus, indem sie sich auf Vorrat die Bäuche vollschlagen, und reisen sogar als blinde Passagiere auf einem Schiff mit.
Ernesto kommt zu seinem Spitznamen „Che“, weil dieser typisch argentinische Ausruf den Leuten im Gedächtnis bleibt. Immer wieder hat er Probleme mit seinem Asthma. Seine Freundin in Buenos Aires hat sich längst einen anderen gesucht.
Sie schlagen sich durch bis nach Peru, reisen über den Amazonas bis Venezuela und von dort gelangt Ernesto sogar noch bis nach Florida, wie es der Plan gewesen war. Völlig ausgemergelt, aber mit dem erfüllten Herzen eines Entdeckers, kehrt er schließlich nach Buenos Aires zurück.
Wem wird das Buch gefallen?
Ich denke, man sollte vielleicht mehr mitbringen, als einfach nur Lust auf ein Abenteuertagebuch. Man sollte sich für die Geschichte des Reisens interessieren, oder für die Geschichte von Südamerika, oder zumindest für die Geschichte von Che Guevara. Hier sind die Gründe:
„Bis zu welchem Punkt unser Tun heroisch war, wie es einer der Wachposten ausdrückte, entzog sich unserer Beurteilung, wir fingen aber an zu vermuten, und wie ich glaube, mit gutem Grund, dass das letztlich treffende Wort um das Adjektiv blöd kreisen musste“
- Che Guevara konnte tatsächlich richtig toll schreiben. Zumindest wirst du das so empfinden, wenn du obigen Satz schön findest. Aber es war auch ein Tagebuch, das sollte man nicht vergessen. Der Stil variiert von Kapitel zu Kapitel.
- „The Motorcycle Diaries“ ist mehr als nur die Erzählung eines Heißsporns, der auszieht, die Welt zu erkunden. Sie ist ein historisches Dokument. Man lernt Südamerika im Jahre 1952 kennen, und die Beschwerlichkeit des Lebens und vor allen Dingen des Reisens zur damaligen Zeit.
- Das Buch ist unvollständig. Um es positiv auszudrücken: Es ist authentisch. Seine Tochter fand die Aufzeichnungen nach dem Tod von Che Guevara und ließ sie unverändert. Manchmal schrieb er nur einen kurzen Bericht, manchmal machte er sich seitenweise Gedanken über die Kultur Südamerikas. Manchmal schrieb er im Präsens, manchmal im Präteritum. Zweimal fand ich sogar Stellen, an denen ein Wort fehlte und eine Fußnote erklärte, dass das Originalmanuskript hier unleserlich war. Mehr Authentizität geht nicht!
- Das Buch deutet zudem den Beginn des politischen Denkens von Che Guevara an. Die zwei Abenteurer lernen auf ihrer Reise zum Beispiel die schlechten Arbeitsbedingungen der Arbeiter in den Erzminen Chiles kennen. Che Guevara beginnt, über soziale Gerechtigkeit zu sinnieren. Das Ganze gipfelt in einer angehängten, inhaltlich nicht zusammenhängenden Kampfschrift für eine Revolution. Eine Revolution, wie er sie Jahre später auf Kuba mitgestaltete.
Ähnliche Bücher
Ein wirklich vergleichbares Buch mit „The Motorcycle Diaries“ fällt mir nicht ein. Oder hat sonst noch ein großer Revolutionsführer in jungen Jahren ein Reisetagebuch geschrieben? Aber hier sind ein paar Empfehlungen, wenn du Lust auf Reiseliteratur hast.
- Die Geschichte von Alexander Supertramp wurde schon kultverdächtig verfilmt. In der Buchvorlage In die Wildnis: Allein nach Alaska rekonstruiert Jon Krakauer die Reise des jungen Aussteigers von dem Tag, als er seine Familie heimlich verlässt, über seine Abenteuer in den Südstaaten bis hin zu seinem tragischen Tod in der Wildnis von Alaska. Inspirierend und mahnend zugleich!
- Einmal noch ein großes Abenteuer! In Zwei nach Shanghai brechen die Berliner Zwillinge Hansen und Paul gemeinsam mit ihren Fahrrädern auf nach Osten. Dabei wird die Reise viel mehr als ein bloßes Abenteuer, sondern auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst.
- Andi packt das Surffieber. Anstatt nach seinem BWL-Studium in einen regulären Job zu starten, macht er seine Sommerliebe zum Lebensstil und lebt fortan fürs Surfen. Rund um die Welt nimmt er uns in Boarderlines mit auf eine wilde Reise auf der Jagd nach den besten Wellen. Eine Liebeserklärung an die Freiheit!
- Bill Bryson ist wohl der Meister der Reiseliteratur. Obwohl schon einige Jahre alt ist Frühstück mit Kängurus: Australische Abenteuer noch immer eine wunderbare Reiseliteratur für alle Australienfahrer. Sein selbstironischer Erzählstil ist einfach zu köstlich!
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