Die Abenteuergeschichte der 2000er-Jahre. Bei wem die Verfilmung mit Leonardo DiCaprio einen ebenso bleibenden Eindruck hinterlassen hat wie bei mir als jungem Teenager, dem kann ich die Buchvorlage nur empfehlen.
Der Plot
Der junge Brite Richard reist in seinem „Gap Year“, dem Jahr zwischen Schule und Ausbildung, ziellos durch Thailand. Angewidert vom Hedonismus der westlichen Partyurlauber sucht er nach der einzigartigen, puren Erfahrung. Als ihm eine Karte zu einer geheimen Kommune an einem sagenumwobenen Strand in die Hände fällt, zögert er nicht lange und macht sich mit einem französischen Pärchen auf die Suche. Doch das Inselparadies entpuppt sich mehr und mehr als Bombe mit viel Zündstoff, und als der Funke fliegt, kämpft jeder für sich.
Warum ich das Buch so großartig finde?
Am Film scheiden sich bekanntlich die Geister. Tatsächlich merkt man ihm an, dass es zu Drehbeginn noch nicht mal ein vollständiges Drehbuch gab.
Das Buch ist aber deutlich konsistenter. Sämtliche Charaktere erhalten viel Raum, sodass die Konfliktherde zwischen den einzelnen Personen sehr gut nachvollziehbar sind. Und wenn dann das Kommunenleben „Herr-der-Fliegen“-artig eskaliert, sagt man sich als aufmerksamer Leser: Das hab ich längst gewusst!
Auch die Romanze ist im Roman viel leiser und zaghafter formuliert als im Film, und das Ende weitaus drastischer – vermutlich wurde beides für einen Mainstreamfilm aus Hollywood als zu wenig massentauglich eingestuft. Aus meiner Sicht ist die Geschichte im Buch aber sehr plausibel gelungen. Die Stimmung ist so dicht und die Charaktere so real, dass die Spannung greifbar scheint.
Was mir außerdem sehr gefällt, ist das Ende. Zwar geht es für die Hauptperson glimpflich aus, doch unterwegs ist so viel passiert, dass man das Buch mit sehr gemischten Gefühlen beiseitelegt. Man schwankt zwischen Sehnsucht nach einem solchen Abenteuer, Grauen über die unvermeidbaren Ereignisse und Erleichterung über den glimpflichen Ausgang. Das Ergebnis ist eine Nachdenklichkeit, die noch lange anhält.
Auch wenn man den Film bereits kennt, macht es großen Spaß, die Unterschiede zum Buch zu erkennen, die im Laufe der Geschichte immer größer werden. „Der Strand“ hat daher einen festen Platz unter meinen zehn Lieblingsbüchern.
Welche Bedeutung hat das Buch für „Weg Wollen“?
„Weg Wollen“ beschreibt durch Rückblicke das gesamte erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends. Durch zahlreiche Anspielungen wird die Zeitgeschichte und die Popkultur mit eingeflochten. Dabei darf auch „Der Strand“, als der Kultfilm der frühen 2000er-Jahre, nicht fehlen.
Neben zahlreichen, unten genannten Reminiszenzen, spielt meine Geschichte auch aus diesem Grund zu einem großen Teil auf kleinen, wilden Inseln, von denen bislang die wenigsten gehört haben dürften.
-
„Schlag niemals eine Einladung aus. Sei offen für alles was du nicht kennst. Sei immer schön höflich. Und bleibe nie länger als nötig. Sei für alles aufgeschlossen und suche die Erfahrung. Und wenn sie weh tut, dann ist sie es wahrscheinlich wert.“
Dieses Zitat aus dem Film begleitet Thomas durch seine gesamte Reise. Insbesondere der letzte Satz ist von großer Bedeutung, denn erst Lea erinnert ihn daran, wie wichtig auch schmerzhafte Erfahrungen sind.
- In einem Rückblick ins Jahr 2000 versucht Mark, ein Klassenkamerad von Thomas, den Film herunterzuladen und redet breit daher, dass er irgendwann auch mal so eine Abenteuerreise antreten wird. Ironischerweise ist es am Ende Thomas, dem man es wohl zu Beginn der Geschichte am wenigsten zutraut, der die Koffer packt und ins Ungewisse aufbricht. Wenn auch aus zweifelhaften Motiven.
- In einer Szene beschreibt Garland Richard, wie er im feuchten Teil des Strandes, dort wo die sich die letzte Welle gerade zurückzieht, versucht, den perfekten Fußabdruck zu hinterlassen. Dieses Bild vermittelt eine wunderbare Verträumtheit und Unbedarftheit der Hauptperson, die aber so gar nicht zu meinem Thomas passt. Diesen Kontrast versuchte ich auszudrücken, indem Thomas zu Beginn seine Fersen derart heftig in den Strand haut, dass er die Kühle des Sandes in den tieferliegenden Schichten spürt. Wochen später macht ihm dann Lea dann vor, wie es wirklich geht.
- Als Thomas am Strand des Inselarchipels den sachlichen Analytiker in sich abzuschütteln versucht, erzählt er Lea zunächst die Geschichte vom Paralleluniversum, in dem sie eine erfolgreiche Schauspielerin ist. Lea entlarvt ihn sofort der Kopie von „Der Strand“. Daraufhin sinniert Thomas darüber, ob ihn das Meeresleuchten, dass ebenfalls am „Strand“ für magische Nächte sorgt, ihn wohl berühren würde, oder ob er nur leuchtendes Plankton sähe.
- Außerdem konfrontiert ihn Lea mit folgender Erkenntnis aus dem Buch:
„Flucht durch Reisen, das funktioniert.“
Und ist es nicht genau das, was Thomas versucht?
[shortcode_meine_buecher]
Ein Gedanke zu „Buchtipp: Alex Garland, „Der Strand““